Warum die Handschrift in der Grundschule der Schlüssel zum schulischen Erfolg ist

Oktober 15, 2024
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Wer schreibt hier: Dr. Dina Beneken

von Lernräume Beneken

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Die Bedeutung der eigenen Handschrift wird in einer zunehmend digitalisierten Welt oft unterschätzt, besonders in der Grundschule. Viele Kinder kämpfen mit einer krakeligen, schwer lesbaren Schrift, was nicht nur das Schreiben selbst zur Herausforderung macht, sondern auch den schulischen Erfolg behindern kann. Doch eine flüssige und leserliche Schrift kann mehr als nur schön aussehen – sie ermöglicht es den Kindern, sich voll und ganz auf den Inhalt zu konzentrieren, was langfristig ihre schulische Leistung fördert. In diesem Artikel möchte ich aus meiner Erfahrung als Lerntherapeutin zeigen, warum eine flüssige Handschrift der Schlüssel zum Lernerfolg ist und wie gezielte Unterstützung mittels Handschrifttraing zu schnell sichtbaren Fortschritten führt.

Die Grundlagen der Handschrift – Mehr als nur Buchstaben malen

Das Schreiben ist eine der ersten komplexen Aufgaben, die Kinder in der Grundschule erlernen. Doch hinter dieser vermeintlich simplen Tätigkeit steckt eine Vielzahl an Prozessen: Motorik, Gedächtnis, Wahrnehmung und Emotionen spielen eine Rolle. Wenn die Handschrift unsicher, stockend oder schwer lesbar ist, hat dies weitreichende Auswirkungen auf den Lernprozess.

Kinder, die Schwierigkeiten mit der Handschrift haben, stecken oft viel Energie in das reine Abmalen der Buchstaben, was sie davon abhält, sich auf den Inhalt ihres Textes zu konzentrieren. Dies führt nicht nur zu Lernfrustration, sondern oft auch zu einer Verschlechterung der schulischen Leistungen. Eine unsichere Handschrift bedeutet oft, dass die Kinder sich mehr mit dem Wie als mit dem Was beschäftigen – was letztlich ihre kognitiven Ressourcen bindet und das eigentliche Lernen behindert. Die Schrift wird einfach nicht automatisiert und die Kinder verlieren wertvolle Zeit für die Inhalte, weil sie mit der reinen Textproduktion schon völlig ausgelastet sind.

Die Verbindung zwischen flüssiger Handschrift und Rechtschreibung

Eine flüssige und sichere Handschrift hat einen direkten Einfluss auf die Rechtschreibung. Studien zeigen, dass Kinder, die sicher schreiben, auch weniger Rechtschreibfehler machen. Warum? Weil das Gehirn sich durch die Automatisierung der Schreibbewegungen auf das Wort selbst und dessen Rechtschreibung konzentrieren kann, statt sich mit der motorischen Ausführung zu beschäftigen.

In meiner Arbeit als Lerntherapeutin habe ich immer wieder erlebt, wie sich die Rechtschreibung von Kindern verbessert, sobald sie eine flüssige und anstrengungsfreie und verbundene Handschrift entwickeln. Kinder, die zuvor Wörter falsch aufgeschrieben haben – obwohl sie sie korrekt buchstabieren konnten – beginnen, diese Fehler zu reduzieren, sobald das Schreiben selbst keine Hürde mehr darstellt. Schreiben und Rechtschreibung sind also eng miteinander verbunden.

Handschrift versus Tastatur – Eine häufig gestellte Frage

Immer häufiger werde ich von Eltern gefragt: Sollten wir bei schlechter Handschrift auf das Schreiben am Computer umstellen? Oft kommt dieser Vorschlag sogar von der Schule selbst. Diese Frage zeigt, wie stark sich unsere Welt in Richtung Digitalisierung entwickelt hat, aber sie verdeutlicht auch die Unsicherheit vieler Eltern, was für ihr Kind das Beste ist.

Natürlich bietet das Schreiben auf der Tastatur einige Vorteile, besonders bei schwerwiegenden Problemen mit der Handschrift. Es kann eine Entlastung darstellen, wenn ein Kind durch eine motorische Beeinträchtigung oder Legasthenie extreme Schwierigkeiten beim Schreiben hat. Doch für die Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten, insbesondere der Gedächtnisleistung und Rechtschreibung, ist das händische Schreiben weiterhin von enormer Bedeutung.

Meine Antwort auf diese Frage ist daher fast immer: Nein! Die Handschrift sollte vorrangig trainiert werden, bevor man  auf die Tastatur umstellt. Kinder, die von Hand schreiben lernen, entwickeln eine bessere Rechtschreibung und ein besseres Textverständnis. Das Schreiben mit der Hand fördert die motorischen, visuellen und kognitiven Verknüpfungen, die für das spätere Lernen unabdingbar sind. Abgesehen davon hat das zu frühe Umstellen auf Tastatur einige gehörige Nachteile (hier nachzulesen)

Die häufigsten Probleme bei der Handschrift und wie man sie angeht

Es gibt eine Reihe von typischen Problemen, die Kinder mit der Handschrift haben. Hier sind einige der häufigsten:

  • Krakelige, schwer lesbare Schrift: Oft wirkt die Schrift unstrukturiert, und Buchstaben “tanzen” auf der Linie.
  • Wechselnde Buchstabenformen: Manche Kinder schreiben denselben Buchstaben in einem Satz auf unterschiedliche Weise.
  • Zu viel Druck: Einige Kinder setzen beim Schreiben so stark auf, dass die Buchstaben fast in das Papier eingraviert werden.
  • Unregelmäßige Wortabstände: Entweder kleben die Buchstaben aneinander oder die Abstände sind so groß, dass keine Verbindung erkennbar ist.

Für all diese Probleme gibt es praktische Lösungsansätze, die ich in meinem Seminar „Flüssig Schreiben lehren“ vermittle. Eine gründliche Schriftanalyse hilft dabei, die genauen Ursachen der Schwierigkeiten zu erkennen und gezielte Maßnahmen zu entwickeln. Häufig lässt sich die Handschrift in nur wenigen Wochen verbessern, wenn die richtigen Übungen angewandt werden. Einen kleinen Einblick gebe ich Dir in diesem Video.

Schriftanalyse – Der Schlüssel zu sichtbaren Erfolgen

Bevor man mit dem Training beginnt, ist es entscheidend, eine gründliche Analyse der Handschrift durchzuführen. Wo liegen die Schwächen? Welche Buchstaben bereiten besonders große Schwierigkeiten? Durch eine genaue Analyse lassen sich maßgeschneiderte Trainingspläne erstellen, die gezielt auf die individuellen Probleme des Kindes eingehen.

Warum ist das wichtig? Niemand hat Lust, endlos lange Schreiblehrgänge von a bis z durchzuarbeiten. Damit verschwendet man nur Zeit. Das Training dauert ewig, die Verbesserungen sind schleppend und die Ergebnisse mau. Deswegen gibt es bei mir immer zuerst eine Analyse, auf deren Basis der maßgeschneiderte Plan serviert werden kann. Für schnellere Ergebnisse, ein kürzeres und effektives Training.

In meinem Onlineseminar zeige ich, wie man eine solche Analyse durchführt und wie man basierend auf den Ergebnissen ein effektives Schrifttraining plant. Es geht dabei nicht nur darum, stumpfe Schwungübungen zu machen, sondern gezielt die Bewegungen zu trainieren, die für eine flüssige und lesbare Handschrift notwendig sind. Dies führt zu schnellen und sichtbaren Erfolgen – oft schon innerhalb von 6 bis 8 Wochen.

Warum Schreibschrift so wichtig ist

Ich bin ein großer Verfechter der Schreibschrift. Viele Schulen lassen den Kindern die Wahl, ob sie Druckschrift oder Schreibschrift verwenden möchten, und oft wird die Schreibschrift vernachlässigt. Doch eine verbundene Schrift ist nicht nur schneller, sondern fördert auch das Gedächtnis und die Wortbildung.

Die fließenden Bewegungen der Schreibschrift erleichtern es den Kindern, Wörter als Ganzes zu erfassen, anstatt jeden Buchstaben einzeln zu schreiben. Dies führt zu einer besseren Rechtschreibung und einem größeren Textverständnis. In meinem Seminar zeige ich, wie man Kinder gezielt von der Druckschrift zur Schreibschrift umtrainieren kann, ohne dass es zu Frustration oder Überforderung kommt.

Spielerische Übungen für eine bessere Handschrift

Viele Kinder empfinden das Üben der Handschrift als langweilig und anstrengend. Doch es gibt zahlreiche spielerische Übungen, die nicht nur die Handschrift verbessern, sondern auch Spaß machen. In meinem Seminar stelle ich einige meiner liebsten Übungen vor, die auch Kinder begeistern, die normalerweise wenig Lust auf „normale“ Schreibübungen haben.

Dazu gehören:

  • Grafomotorische Spiele: Diese fördern die Feinmotorik und machen die Hand geschickter beim Schreiben. Beispiele für diese Spiele sind: Fingerspiele, Knet& Fädelspiele oder das Hämmerchenspiel.
  • Schreibspiele: Mit diesen Übungen wird das Schreiben selbst zur spaßigen Aktivität.
  • Kreative Übungen: Geschichten erfinden und aufschreiben, um die Freude am Schreiben zu steigern, beispielsweise durch eine Brieffreundschaft mit einer Fee oder einem Wichtel. 

Spiele, mit denen Du das Schreiben und die Handschrift trainieren kannst, findest Du in meiner Spieleliste.

Die Handschrift ist mehr als nur ein ästhetisches Merkmal. Sie ist der Schlüssel zu einer besseren Rechtschreibung, einer verbesserten Textverständnis und letztlich zu besseren schulischen Leistungen. Kinder, die flüssig und sicher schreiben, haben einen klaren Vorteil in der Schule.

Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind Schwierigkeiten mit der Handschrift hat oder du als Lehrkraft Kindern helfen möchtest, eine bessere Schrift zu entwickeln, lade ich dich ein, an meinem Seminar „Flüssig Schreiben lehren“ teilzunehmen. Dort lernst du, wie du gezielte Analysen durchführst und deine Schüler in nur wenigen Wochen zu sichtbaren Fortschritten führst. Hier kannst du mehr erfahren und dich anmelden.

Weiterführende Links

Was ist am Schreibenlernen eigentlich so schwer? Ein Video für Erwachsene zum wieder-einfühlen

Playliste: Buchstaben schreiben – aber richtig
Druckschrift
Schulausgangsschrift
Lateinische Ausgangsschrift
Schulschrift 96 (Österreich) 

Warum die vereinfachte Ausgangsschrift nicht taugt

Dr. Dina Beneken

Wer schreibt hier?

Dr. Dina Beneken

Mentorin, Lerntherapeutin

Brunnthal | Deutschland

Dr. Dina Beneken ist Lerntherapeutin und Gründerin von Lernräume Beneken, einer Plattform, die sich auf integrative Lerntherapie und spielbasiertes Lernen spezialisiert hat. Mit ihrem spielbasierten Ansatz hilft sie Eltern, Lehrkräften und Kindern dabei, Lernprozesse zu optimieren und Lernfrust zu überwinden.

Ihre Schwerpunkte liegen auf dem Handschrifttraining, der spielbasierten Lerntherapie sowie dem Entwickeln von Lernkompetenzen, die langfristigen schulischen Erfolg sichern.

Dina legt besonderen Wert darauf, nachhaltige und praxisnahe Lernstrategien zu vermitteln, die Kindern nicht nur in der Schule, sondern auch im Leben weiterhelfen. Ihre  „Lernbegleitung 360°“ richtet sich an Eltern, die ihre Kinder beim Lernen besser unterstützen möchten, und der Kompetenzzirkel Lernen bietet Fachkräften die Möglichkeit, sich weiterzubilden und wertvolle Praxistipps zu erhalten.

Dina verbindet ihr Fachwissen mit einem spielbasierten, praxisorientierten Ansatz und arbeitet eng mit dem „Lama“, zusammen. Gemeinsam sorgen sie für ein entspanntes, effektives Lernen - auf den Punkt und ohne Blabla.

Kommentare

2 comments on “Warum die Handschrift in der Grundschule der Schlüssel zum schulischen Erfolg ist”

  1. Wer glaubt, tröge Handschriftübungen durch das Tippen vermeiden zu können, irrt gewaltig. Erstens gilt auch hier, dass man keinen Entwicklungschritt überspringen sollte, also die Handschrift darf nicht aufgelassen werden. Und zweitens, wenn man flüssig schreiben will, muss man üben, üben, üben! Ich hatte Zehn-Finger-Blind-Schreiben in der 8. Jahrgangsstufe (das war die Eingangsklasse einer Handelsschule). Ich kann mich erinnern: Wir legten die Finger auf die Tastatur und tippten minutenlang: a s d f leer a s d f leer usw. usw. Die Lehrerin gab mit einer Tommel, durch die Klasse schreitend, den Takt vor und hat ab und zu mal das Papier kontrolliert. Im dritten Jahr, beim Abschluss, gab es eine große Bandbreite: Einige wenige hatten Sekretärinnenniveau erreicht, bei anderen konnte man beim Zusehen einschlafen. Das hing einfach davon ab, wie geübt wurde. Ich prfitiere heute noch von diesem Training. Aber ich weiß nicht, wie es ist, wenn man beim Tippen über die Rechtschreibung nachdenken muss. Die sollte auch beim Tastschreiben automatisiert sein.

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